Einfache Nachführvorrichtung
Für erste fotografische Gehversuche am Himmel, mit dem Ziel punktförmige Sternaufnahmen zu erreichen sei dieser Typ von "Bastelmontierung" sehr empfohlen. Einmal googlen nach “barndoor tracker“ (Scheunentor) so nennen die Ami diese einfachen Montierungen und man wird im Internet mehrfach fündig– anbei ein paar Beispielbilder:
Fotobeispiel mit diesem Equipment siehe HIER
Entsprechend sorgfältig ausgerichtet auf den Himmelspol kann man damit schöne punktförmige Sternbilder mit kurzen Brennweiten, ja sogar leichten Teleobjektiven erzielen, ohne gleich in eine teure Ausrüstung investieren zu müssen.
Ein paar nähere Infos zum Bau und zur Funktionsweise: Das wichtigste ist die Achse (Scharnier) möglichst genau auf den Himmelspol auszurichten. Dabei muss bedacht werden, das der Polarstern einen Kreis von ca. 0,7 ° um den wahren Himmelspol zieht. Wer es also ganz genau machen will verwendet zum genauen Zielen ein sogenanntes Polsucherfernrohr, dass diesen Umstand berücksichtigt. So ausgerichtet ist die Achse genau parallel zur Erdachse und es braucht nun die Erdotation nur mehr durch entsprechend entgegengesetztes Bewegen der Kamera ausgeglichen werden.
Dies geschieht im
einfachsten Fall durch das händische Drehen einer Antriebsschraube. Mit dieser
wird nun das Brett mit der Kamera vom fest montierten Brett so schnell
auseinander gespreizt, dass die Erddrehung gerade kompensiert wird. Für ein
manuelles Nachführen geht dies am einfachsten mit einer M6-Gewindestange, die
sich 228.5 mm vom Scharnier entfernt, drehen lässt. Damit das Ganze nicht zu
sehr wackelt, werden die zwei Bretter mit einer Feder oder notfalls mit
Gummiringen zusammengezogen.
Für kleine Auslenkungen entspricht dann nämlich ein Spreizen von einem
Millimeter pro Minute der Drehgeschwindigkeit der Erde. Da das M6-Gewinde eine
Steigung von 1 mm hat, wird die Nachführung erreicht, wenn man dieses Gewinde
mit einer Umdrehung pro Minute erreicht und das ist gerade die
Drehgeschwindigkeit des Sekundenzeigers einer Uhr. Also muss man das
Handrad während der gesamten Aufnahmedauer einfach möglichst genau synchron zur
Sekundenanzeige einer Uhr drehen.
(Ein Sonnentag hat 1440 Minuten, Ein Kreis mit einem Umfang von 1440 mm hat
einen Radius von 229.2 mm. Für Sternenaufnahmen muss jedoch der siderische Tag
mit 23 h und 56 Minuten berücksichtig werden, denn die Erde dreht sich in einem
Jahr 365 mal um die Sonne, aber nur 364 mal relativ zu den Sternen. Ein Kreis
mit einem Umfang von 1436 Minuten hat einen Radius von 228.5 mm. Darum ist dies
der richtige Abstand der Mutter von der Scharnierachse der Nachführung.)
Ergänzend sei bemerkt, dass die Bewegung mit der Schraube nicht wirklich eine genaue gleichförmige Winkelgeschwindigkeit liefert. Aber bei kurzen Belichtungszeiten und den kurzen Brennweiten fällt dies nicht ins Gewicht. Natürlich könnte man entsprechend gebogene Gewindestangen, die dies ausgleichen verwenden oder die Schraube auf eine Evolvente wirken lassen (Maschinenbauer wissen was gemeint ist). Es gibt auch motorische Varianten usw... für erfolgreiche Experimente ist dies alles nicht relevant - KEEP IT SIMPLE !
Ein Projekt im Rahmen des Wissensraums
Linz
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durch Wolfgang Ransburg: |